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„Wir wollen ein Zeichen setzen – nicht gegen, sondern für die IBA’27“

Das Bauunternehmen Wolff & Müller hat den Vertrag als Hauptförderer der Internationalen Bauausstellung gekündigt. Hauptgrund ist der mangelnde Rückhalt – insbesondere durch die Stadt Stuttgart: Damit die IBA’27 als historische Chance nicht vorbeizieht, brauche es mehr Engagement aller Beteiligter.

Stuttgart ist für Wolff & Müller mehr als nur der Standort der Firmenzentrale. Das Bauunternehmen in Familienhand ist seit mehr als 85 Jahren in der Stadt verwurzelt. Es hat in der Stadt und der Region viel gebaut und übernimmt hier gesellschaftliche Verantwortung. Deshalb war Wolff & Müller 2021 der erste Hauptförderer aus der Wirtschaft, der die Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) unterstützte. Darüber hinaus engagierte sich das Unternehmen auch im Wissensnetzwerk der IBA und bei Veranstaltungen wie dem diesjährigen IBA-Festival, etwa mit Baustellenführungen.

Wolff & Müller hat sich nun entschieden, den im April 2021 geschlossenen IBA’27-Vertrag für Hauptförderer fristgerecht zum Jahresende 2023 zu kündigen. „Dieser Schritt ist kein Zeichen gegen, sondern im Gegenteil für die IBA, der wir uns weiterhin sehr verbunden fühlen“, sagt Dr. Albert Dürr, Geschäftsführender Gesellschafter der WOLFF & MÜLLER Gruppe, und erklärt: „Die IBA’27 ist eine historische Chance. Welche Strahlkraft eine solche Ausstellung entfalten kann, zeigt die Weissenhofsiedlung, zu deren 100. Geburtstag die IBA nach Stuttgart und in die Region zurückkehrt. Das IBA-Team um Geschäftsführerin Karin Lang und Intendant Andreas Hofer hat zu Recht einen hohen Anspruch und setzt sich dafür ein, dass Stadt und Region diese Chance auch wirklich nutzen. Dafür braucht es jedoch einen viel stärkeren Rückhalt vor allem auch von der Stadt Stuttgart, die eine zentrale Führungsverantwortung für die IBA hat.“ Politik und Verwaltung müssten sich zur Bauausstellung bekennen und dieses Bekenntnis auch wirklich leben. Sie müssten die IBA an allen Stellen unterstützen, bis hin zum Abbau bürokratischer Hürden, damit die geplanten Projekte zustande kommen.

Ein stärkerer Rückhalt helfe der Bauausstellung zudem, ein klares Profil zu entwickeln: „Ich wünsche mir eine übergeordnete Vision für alle IBA-Projekte, zum Beispiel ‚Wir bringen die Stadt an den Fluss‘. Unter dieser Überschrift ließe sich ein städtebaulicher Masterplan von der Innenstadt über den Bahnhof bis nach Bad Cannstatt entwickeln. Eine solche Vision hätte eine ähnliche Strahlkraft wie damals die Weissenhofsiedlung und wäre für die breite Öffentlichkeit verständlich und greifbar.“ Im Masterplan ließen sich dann all jene Megatrends wie New Work, Mobilität oder Neo-Ökologie zusammenfassen, die derzeit in vielen Projekten in der Region schon verortet, aber nur schwer erkennbar sind.

Derzeit entwickeln sich die IBA-Projekte im Verantwortungsbereich der Stadt Stuttgart sehr schleppend; manche stehen sogar auf der Kippe. Hier muss die Stadt entschiedener unterstützen und handeln. Ein Beispiel ist das Züblin-Parkhaus: Weil das Verfahren zur Konzeptvergabe vertagt und eine lange Zwischennutzung beschlossen wurde, kann das Projekt voraussichtlich nicht mehr Teil der IBA sein. „Aufgrund der aktuell schwierigen Lage der Immobilienwirtschaft und steigender Zinsen hat es die IBA ohnehin schwer. Umso mehr ist sie auf breite Unterstützung aller Beteiligter angewiesen. Der gemeinsame Wille, diese historische Chance nicht verstreichen zu lassen, muss klar erkennbar sein“, sagt Dr. Dürr. Sollte sich das Engagement deutlich verstärken, sei Wolff & Müller gerne bereit, die Förderung wieder aufzunehmen.